1. Postironischer Stammtisch in der Taverna Plaka

Nun, gestern fand das erste offizielle Treffen des postironischen Stammtischs statt. Es war eine erfolgreiche Veranstaltung. Die Teilnehmerzahl wuchs um mehr als 50% an und die Stimmung war hervorragend.

Zunächst wurde selbstverständlich über den Begriff der „Postirony“ sehr intensiv philosophiert, diskutiert und phantasiert. Die einzelnen Gedanken möchte ich hier nicht weiter aufführen. Ich denke es reicht zu erwähnen, dass wir uns einig waren, dass die „Postironie“ viel mehr ist als nur ein möglicher Trend in der Kunst. Es ist für uns schon eine Haltung geworden. Postironie bestimmt (zur Zeit zumindest) unsere Sichtweise. Eine Tatsache wird kritisch hinterfragt um die postironischen Tendenzen, z.B. einer Werbung, eines Films oder einfach einer Aussage zu entdecken. Postironie ist für uns eine neue Sichtweise auf die Dinge. Besonders die im Manifest enthaltenen Begriffe „beauty“, „truth“ und „love“ sahen wir als essentiel an und es wurde weiterhin viel über diese Begriffe gesprochen.

Aber da im Zentrum der Postironie die Kunst steht haben wir uns weiterhin Gedanken über die Kunst und ihre Aufgaben gemacht. Inwiefern darf Kunst politisch sein? Wollen wir politisch sein? Was wollen wir erreichen? Was kann man mit Hilfe der Kunst erreichen? Dies waren Fragen auf die wir so schnell keine Antwort finden konnten.

Nicht allein aus diesem Grund wird in 13 Tagen:

am Montag, den 11. Mai um 20 Uhr,
in der bodenständigen atmosphärischen Taverna Plaka (Schanzenstraße 25, Hamburg)

ein weiterer Stammtisch stattfinden. Dabei sollen die Gedanken auf den Tisch gelegt werden, ein Austausch stattfinden und somit die Postironie weiter vorangetrieben werden.

IHR SEID ALLE HERZLICH EINGELADEN

sowie eure Lebenspartner, Freunde und Freundesfreunde, Kollegen sowie Familienmitglieder!!! Jia mas!

Alex Shakar: Savage Girl / Der letzte Schrei


Shakar: Savage Girl
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Ein wichtiger Inputgeber für das postironische Manifest war „Savage Girl“ (dt Titel: „Der letzte Schrei“) von Alex Shakar.  Homepage Alex Shakar
„Shakar’s clever and provocative debut novel is something of a genre-bender. What’s best about this entertaining novel is the feast of ideas. Has too much irony been emitted into the earth’s atmosphere? Is glamour a zero-sum game? Is there a paradoxical essence at the heart of every product? Who knows. But Shakar makes it fun to contemplate…The ultra-gloss anxieties of your urbanites are on fetching display in this clever debut.“ –Publisher’s Weekly

Worum es geht: Nachdem ihre Schwester einen spektakulären Selbstmordversuch begangen hat, fasst Ursula Van Urden den Entschluss, sich mehr um sie zu kümmern. Ivy arbeitete als Model in einer futuristischen Großstadt am Fuße eines aschespeienden Vulkans. Auch Ursula zieht nach Middle City und heftet sich Ivys Ex-Freund an die Fersen, der eine Trendscout-Agentur leitet. Unversehens hat sie selbst einen Job bei Tomorrow Limited. Ursulas Aufgabe ist Chas‘ knappe Anweisung: „Geh raus. Finde die Zukunft. Bring sie mir.“ Und so taucht Ursula tief ein in die Welt der totalen Kommerzialisierung. Während Ivy sich zunehmend in geistiger Verwirrung verliert, stößt ihre Schwester auf Hurricane, ein steinzeitlich anmutendes Geschöpf, das auf der Straße lebt. Ursula wittert den ultimativen Trend, und Ivy soll das neue barbarische Rollenvorbild in der Öffentlichkeit verkörpern. Aber der große Medienhype läuft aus dem Ruder und hat fatale Konsequenzen.

INHALTLICHE KERNGEDANKEN
(Zusammenstellung: A. Hostetter)

Paradessenz
paradox + Essenz = Paradessenz
Jedes verkaufsträchtige Produkt besitzt eine „gebrochene Seele“ und hegt das Versprechen in sich, zwei paradoxe Dinge zu vereinen, wonach der Konsument sich sehnt. Paradessenz bezeichnet diese zwiespältigen Eigenschaften eines Produktes. Die Erkenntnis der Paradessenz hilft sowohl bei der Vermarktung von Produkten, als auch bei der Erkennung von Trends. Die Aufgabe der Trendscouts ist es den zwiespältigen Kern jedes Produktes herauszustreichen und den Bruch marktgerecht zu präparieren. Beispiele von Paradessenzen:
Kaffee = Anregung + Entspannung
Eiskreme = Eros + Unschuld

Postironie
Das aktuelle Trendbuch der Trendagentur verkündet den den Anfang einer neuen Ära, der Ära der Postironie. Um diese verständlich zu machen, werden verschiedene Phasen der Konsumgesllschaft erklärt:
Die präironische Phase: Ab den 50er Jahren arbeitet die Werbung mit Sinnbildern von Gesellschafttsidealen und Sehnsüchten. Um den Verkauf zu steigern, werden Produkte übertrieben positiv dargestellt oder mythisch aufgeladen. Allmählich empfinden die Konsumenten Werbung als Mechanismus, um Trugbilder zu erschaffen und künstliche Bedürfnisse zu erzeugen. Übersteigerung von A, B, C = Kauf von A, B, C
Die ironische Phase: Viele Konsumenten entwickeln eine kritische Haltung gegenüber Werbung und distanzieren sich von ihr mithilfe ironischer Kommentare. Die Werbebranche reagiert auf den Wandel der Konsumenten, indem sie deren kritische Haltung gegenüber Konsum einnimmt. Die ironische Werbekampagne macht sich über die leeren Versprechen bisheriger Werbung lustig, um ihr eigenes Produkt zu vermarkten. Kritik an A, B, C = Kauf von D, E, F
Die postironische Phase: Um die jungen Konsumenten noch erreichen zu können, muss die Ironie immer dicker aufgetragen und bösartiger werden. Zynismus und (ironische) Kritik ist so allgegenwärtig geworden, dass sich nicht mehr feststellen lässt, was nun ernst gemeint ist und was nicht. Die Grenzen verflüssigen sich. „Unsere Kultur ist dermassen durchdrungen von ironischen Zweifeln, dass sie beginnt ihr Verfahren des Zweifelns anzuzweifeln.“ Kritik an A, B, C = Kauf von A, B, C

FAZIT:
Postironie = ironischer Ernst
Die Paradessenz von Postironie = 
Schizophrenie
Schizophrenie = der neue Megatrend schlechthin