Kategorie: everyday
Authentizität 2.0
schöne Verschränkung von Generation C + Postironie:
Chris Milk’s Musicclip für Arcade Fire! Gib deine Adresse ein und wird Teil. la réalité dépasse la fiction..
Double Rainbow
Ich finde, manche Leute übertreiben es ein bisschen mit der Postironie… 🙂
Das Paradox Schönheit
Beauty. Schönheit. Der Zauber des Alltags. Authentizität. Eine bessere Welt. Will man sich mit diesen „postironischen“ Hintergrundthemen auseinandersetzen, so stößt man schnell auf die Ambiguität, die Dialektik dahinter, welche in der letzten Hälfte des letzten Jahrhunderts zur Inflation der Ironie selber geführt hat.
Denn, mal ganz ehrlich, wer hier kann sagen was Schönheit ist? Versuchen wir mal eine naive, „ehrliche“ Herangehensweise, nur um sie mit Mut vor die Wand zu setzen.
Angefangen bei menschlicher Schönheit: Unbestreitbar wohl, dass wir schon naturgegeben eine Vorliebe für bestimmte Geischtsformen und Körperformen mitgegeben bekommen, wie viel kulturelle Prägung da auch immer mit enthalten sein mag, die Grundlage dafür liegt schon in unseren Genen. Als Mann, und weil es hier eindeutigere Forschungserkenntnisse und eindeutigere kulturelle Prägungen gibt, betrachte ich mal das „schöne Geschlecht“. Das weibliche Schönheitsideal setzt sich irgendwie aus dem Durchschnitt zusammen.
Genau das führte dann aber zu dem „All American“ Schönheitswahn, dessen Gegenthese man im Postironischen Manifest und dem Definitionsversuch lesen könnte. Hand aufs Herz, sind Miss Universe und all die Playmates wirklich schön?
Liest man die begeisterten Blogartikel über Menschen wie Antony Hegarty, merkt man: Genau das ist hier nicht gemeint.
Und dies lässt sich weiterspinnen auf jeden irgendwie gearteten künstlerischen Bereich: Mit Schönheit meinen wir wohl kaum das Glatte, Perfekte, Vollendete. Auch wenn das in Ausnahmefällen schön sein kann. Es wird also klar: „Das Wahre, Schöne und Gute“ existiert in dieser Reinform gar nicht. So wie es kein eindeutiges Wahr und Falsch gibt, kein eindeutiges Gut und Böse, gibt es auch kein eindeutiges Schön und Häßlich. Diese Erkenntnis ist die Ursache der Inflation der Ironie.
Aber was meinen wir, was suchen wir dann, wenn hier von Schönheit geschrieben und geredet wird? „Das Paradox Schönheit“ weiterlesen
Seminar zur Postironie
Im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks hat der postironische Kopfverband an der Universität Hamburg ein Seminar angeboten. Natürlich ging es dabei um Postironisches. Wir haben mit einer Gruppe von 16 Menschen das postironische Manifest gelesen und diskutiert.
Wir stellten fest, daß ein Manifest selbstbezüglich ist und einen Standort bestimmen möchte. In unserem Fall heißt das, dass das Manifest selbst zum Zweifeln anregen muss. Alle waren sich einig, dass es dies bewirkt, denn es ist soweit Sinn entleert, dass man sich Gedanken machen muss, wo Sinn entstehen kann.
Desweiteren stellten wir fest, dass das postironische Manifest nichts feststellt, also nichts starr festmacht, sondern der Vielfalt und den Möglichkeiten Raum gibt. Dabei passiert es, dass feste Kategorien angelöst werden, aufgelöst werden und Grenzen verschwimmen.
In dieser Bewegung kann Raum entstehen. Raum für: Schönheit, Wahrheit, Liebe. Das zeugen von Schönheit würde dann immer mehr Schönheit zeugen.
DEVENDRA BANHART / ZURÜCK ZUR NATUR
Devendra Banhart schaut aus wie ein russischer Revolutionär, der nach Amerika gekommen ist, um die Liebe zu finden, weil das mehr Spass macht als der Krieg und die Kälte, dann aber von seiner Hippie-Mutter nach Venezuela geschleppt wurde, wo er seine Jugendjahre mit dem Einatmen, dem Ausatmen, dem Herabschauenden Hund und anderen Yoga-Verrenkungen verbrachte, bis er wieder nach Amerika zurückkam — mit einer Mappe voller Zeichnungen, wofür sie ihm gleich eine Ausstellung in San Francisco schenkten gemeinsam mit Paul Klee. Um die Schultern trug er eine Gitarre, als er aus dem Hippie-Exil wieder auftauchte, wofür sie ihm gleich einen Platz in der Hitparade frei räumten; und weil er tanzen konnte wie ein Derwisch und eine Stimme hatte, die nach sanftem Donnergrollen klang, spendierten sie ihm auch noch eine Prinzessin, die schon viele begehrt hatten, unter anderem die Freunde und Feinde des Planeten Naboo, weit hinten in der Star-Wars-Galaxie.
Klingt verrückt? Ist es auch. Ist aber wahr.
Die schöne Natalie Portman zum Beispiel spielte in «Star Wars» erst Padmé Amidala, Herrscherin über Naboo, bevor sie die Freundin von Devendra Banhart wurde, diesem magischen, mystischen Musiker, dessen letztes Album «Smokey Rolls Down Thunder Canyon» vor allem in seinem Wohnzimmer entstand, in seinem Haus im Topanga Canyon, wo immer noch Hippies leben, die high sind und happy und frei, und ein Freund nach dem anderen kam vorbei und machte mit, so ist das ja bei Hippies üblich. Chris Robinson von den Black Crowes zum Beispiel brachte ein südamerikanisches Instrument mit, das den Namen Charango trägt und aus dem Panzer des Armadillos gemacht wird. Und der Schauspieler Gael García Bernal kam vorbei und sang aus einer Laune heraus mit Banhart einen Song, der dann gleich das Album eröffnete, ein verliebt-verträumtes Duett zweier postmaskuliner Sexgötter.
«Es hat schon gewisse Vorteile, zu Hause zu arbeiten», sagt Banhart, der weise klingt, selbst wenn er vom Wetter redet. «Aber wenn du drei Monate das Haus voller Menschen hast und im Schlafzimmer der Gesang aufgenommen wird und du nie, nie vor vier Uhr früh ins Bett kommst, dann ist das ganz schön anstrengend.» Sogar für einen Neo-Hippie, der immer schon so gearbeitet hat; mit einem kleinen Aufnahmegerät fing es an, als er die Kunsthochschule abbrach und hierher kam, in den magischen Canyon. «Ich habe mit ein paar Freunden Musik gemacht», sagt Banhart, «die Songs habe ich dann an ein paar Freunde verschickt. Ich habe immer schon gemalt und gesungen. Songs sind Bilder, die ich nicht malen kann, und Bilder sind Songs, die ich nicht singen kann.»
Das war vor ein paar Jahren. Damals schien die Welt noch eine heile Kugel, die nichts so leicht aus der Bahn werfen könnte. Wohlstand, Gucci, China? Ja. So ein bunt geschminkter 27-Jähriger, der so tat, als sei es immer noch 1967, war da höchstens eine Kuriosität, eine lustige Erscheinung, der Clown, den sich der Kapitalismus leistete. Aber sieh an, dem Clown geht es gut, er sieht heute aus wie ein Guru, wie ein Seher, wie jemand, der den Weg kennt — der Kapitalismus ist dagegen von der Strasse abgekommen, Panne. Es scheint so, als habe Devendra Banhart sein sechster Sinn doch nicht getäuscht.
«Ich hatte lange Zeit das Gefühl», sagt er, «dass wir in einem dunklen Zeitalter leben und es das Beste wäre, sich seine eigene kleine Welt einzurichten. Dass es schon politisch wäre, wenn man anders oder besonders ist. Dass es schon reicht, seine eigenen Kleider herzustellen. Aber dann verstand ich, dass ich damit nur dem auswich, was draussen um mich herum passierte.»
Banharts Holzhaus ist dabei nicht nur der Ort, an dem er seine Musik macht, es ist zugleich Teil der Botschaft. An kaum einem Ort der westlichen Welt lässt sich die Gegenkultur immer noch so gut und chic inszenieren wie im Topanga Canyon, dieser alten, neuen, ewigen Hippie-Kommune in den Bergen etwas nördlich von Los Angeles, wo schon Woody Guthrie lebte und Dennis Hopper und Neil Young, wo Charles Manson seine erste Mordserie begann und sich heute eine ganz neue Generation trifft, die sich lange Haare wachsen lassen und dichte Revoluzzerbärte und nackt herumlaufen und dazu Lieder von Peace and Love singen. Und wenn dann die letzten Sonnenstrahlen durchs Fenster von Banharts Haus fallen und der bärtige Mystiker im Lichtschein fast verschwindet, kann man schon denken, es habe wirklich eine göttliche Anweisung gegeben — das hier zu tun, sich eine Gitarre zu packen und ein paar Trommeln und sich halb nackt auf die Veranda zu stellen und die Hüfte zu schwingen und das Leben zu feiern.
Die Songs von Devendra Banhart, der seinen Vornamen dem Hindu-Gott Indra verdankt, dem Herrscher über Feuer, Wasser und Sonne, sind dabei keine einfachen Statements, sind kein Protest gegen das Offensichtliche — seine Musik ist wie seine Malerei geprägt vom Hintergründigen, von feinem Humor, von einer poetischen Weltläufigkeit. Die Songs haben eher den Charakter von Geschenken, sie sind wie Muscheln am Strand, die er gern verteilt. Ich will mein Eigentum dem Wind mitgeben, singt er, und wenn diese Grosszügigkeit gerade noch wie eine Pose wirkte, ist sie heute, im Zeitalter der rapiden Entwertung allen Eigentums, eine heilsame Lektion.
Sein neues Album ist so gut wie fertig und wird wohl dieses Jahr auf den Markt kommen. «Ich mische gerade noch die letzten Tracks», sagt Banhart. Es wird also weitergehen mit all der Neo-Folk-Romantik, die Banhart genauso verkörpert wie die verträumte Harfinistin Joanna Newsom, der melancholische Antony Hagarty von Antony and the Johnsons oder das Duo CocoRosie. Banhart wird auch 2009 spät aufstehen und eine Weile in die Bäume blinzeln und seinen schmächtigen Oberkörper dem Licht entgegenstrecken, er wird seine Haare wachsen lassen und seinen russischen Bart, er wird seine Botschaft verkünden, selbst wenn es dem Kapitalismus in ein, zwei, drei Jahren wieder ein wenig besser gehen sollte. Ihm bleiben ja immer noch Feuer, Wasser, Sonne. (von Georg Diez, DAS MAGAZIN, 20.03.2009)
und hier kann man noch eine virtuelle Papierpuppe von ihm mit freakigen Klamotten behängen.
learning to love you more
Ein Klassiker unter den partizipativen Feelgood-Projekten hat nach sieben Jahren die Pforten geschlossen. Über 8000 Leute haben seit 2002 beim Projekt „Learning to love you more“ teilgenommen. Die Website wird weiter als Archiv bestehen bleiben, zudem ist vor zwei Jahren ein Buch mit einer Auswahl der Contributions erschienen.
Die beiden Künstler Harrell Fletcher und Miranda July stellten ungewöhnliche Aufgaben wie: Fotografiere Deine Eltern, während sie sich küssen. Schreibe fünf Dinge auf, die sich 1984 ereignet haben. Oder: Mach ein Blitzlichtfoto unter deinem Bett. Das schmeckt natürlich ein bisschen nach lieblichem Reanimationsversuch von radikalerem Fluxus und Konzeptkunst aus den 1960/70ern, einem therapeutischen Blick durch die rosarote Brille. Einem elitären Kunstbegriff wird „Jeder ist ein Künstler“ zugehaucht. Jedoch man kriegt die Kurve. Denn was dem Projekt und den Künstlern dahinter sicher nicht fehlt, ist Humor. In Miranda Julys vielseitigem Schaffen als Medien- und Performancekünstlerin liegen Tragik und Komik nie weit voneinander entfernt. Die besten Momente im Buch und Website sind jene, wo sich übersteigerte Ernsthaftigkeit in ihr Gegenteil verkehrt. Mit Spieltrieb, Humor und Kunst das Leben besser auszuhalten lernen – sicher eine der empfehlenswertesten Selbsthilfegruppen.
Hamburg, Ort der Postironie!?
Hamburg empfängt offiziell die Postironie! Hehe, Freitag ging ich entspannt an der Alster spazieren und entdeckte dieses Phänomen, welches gar nicht so selten in Hamburg vorkommt. Ein Regenbogen. Mitten auf der Binnenalster. Bei strahlendem Sonnenschein und der Fontäne in der Mitte erscheint der Regenbogen fast immer. Vielleicht ist es ein Zeichen dafür, dass die Postironie in Hamburg besonderes viel Aufmerksamkeit bekommt!?
Alex Shakar: Savage Girl / Der letzte Schrei
Ein wichtiger Inputgeber für das postironische Manifest war „Savage Girl“ (dt Titel: „Der letzte Schrei“) von Alex Shakar. Homepage Alex Shakar
„Shakar’s clever and provocative debut novel is something of a genre-bender. What’s best about this entertaining novel is the feast of ideas. Has too much irony been emitted into the earth’s atmosphere? Is glamour a zero-sum game? Is there a paradoxical essence at the heart of every product? Who knows. But Shakar makes it fun to contemplate…The ultra-gloss anxieties of your urbanites are on fetching display in this clever debut.“ –Publisher’s Weekly
Worum es geht: Nachdem ihre Schwester einen spektakulären Selbstmordversuch begangen hat, fasst Ursula Van Urden den Entschluss, sich mehr um sie zu kümmern. Ivy arbeitete als Model in einer futuristischen Großstadt am Fuße eines aschespeienden Vulkans. Auch Ursula zieht nach Middle City und heftet sich Ivys Ex-Freund an die Fersen, der eine Trendscout-Agentur leitet. Unversehens hat sie selbst einen Job bei Tomorrow Limited. Ursulas Aufgabe ist Chas‘ knappe Anweisung: „Geh raus. Finde die Zukunft. Bring sie mir.“ Und so taucht Ursula tief ein in die Welt der totalen Kommerzialisierung. Während Ivy sich zunehmend in geistiger Verwirrung verliert, stößt ihre Schwester auf Hurricane, ein steinzeitlich anmutendes Geschöpf, das auf der Straße lebt. Ursula wittert den ultimativen Trend, und Ivy soll das neue barbarische Rollenvorbild in der Öffentlichkeit verkörpern. Aber der große Medienhype läuft aus dem Ruder und hat fatale Konsequenzen.
INHALTLICHE KERNGEDANKEN
(Zusammenstellung: A. Hostetter)
Paradessenz
paradox + Essenz = Paradessenz
Jedes verkaufsträchtige Produkt besitzt eine „gebrochene Seele“ und hegt das Versprechen in sich, zwei paradoxe Dinge zu vereinen, wonach der Konsument sich sehnt. Paradessenz bezeichnet diese zwiespältigen Eigenschaften eines Produktes. Die Erkenntnis der Paradessenz hilft sowohl bei der Vermarktung von Produkten, als auch bei der Erkennung von Trends. Die Aufgabe der Trendscouts ist es den zwiespältigen Kern jedes Produktes herauszustreichen und den Bruch marktgerecht zu präparieren. Beispiele von Paradessenzen:
Kaffee = Anregung + Entspannung
Eiskreme = Eros + Unschuld
Postironie
Das aktuelle Trendbuch der Trendagentur verkündet den den Anfang einer neuen Ära, der Ära der Postironie. Um diese verständlich zu machen, werden verschiedene Phasen der Konsumgesllschaft erklärt:
Die präironische Phase: Ab den 50er Jahren arbeitet die Werbung mit Sinnbildern von Gesellschafttsidealen und Sehnsüchten. Um den Verkauf zu steigern, werden Produkte übertrieben positiv dargestellt oder mythisch aufgeladen. Allmählich empfinden die Konsumenten Werbung als Mechanismus, um Trugbilder zu erschaffen und künstliche Bedürfnisse zu erzeugen. Übersteigerung von A, B, C = Kauf von A, B, C
Die ironische Phase: Viele Konsumenten entwickeln eine kritische Haltung gegenüber Werbung und distanzieren sich von ihr mithilfe ironischer Kommentare. Die Werbebranche reagiert auf den Wandel der Konsumenten, indem sie deren kritische Haltung gegenüber Konsum einnimmt. Die ironische Werbekampagne macht sich über die leeren Versprechen bisheriger Werbung lustig, um ihr eigenes Produkt zu vermarkten. Kritik an A, B, C = Kauf von D, E, F
Die postironische Phase: Um die jungen Konsumenten noch erreichen zu können, muss die Ironie immer dicker aufgetragen und bösartiger werden. Zynismus und (ironische) Kritik ist so allgegenwärtig geworden, dass sich nicht mehr feststellen lässt, was nun ernst gemeint ist und was nicht. Die Grenzen verflüssigen sich. „Unsere Kultur ist dermassen durchdrungen von ironischen Zweifeln, dass sie beginnt ihr Verfahren des Zweifelns anzuzweifeln.“ Kritik an A, B, C = Kauf von A, B, C
FAZIT:
Postironie = ironischer Ernst
Die Paradessenz von Postironie =
Schizophrenie
Schizophrenie = der neue Megatrend schlechthin
things we forget
things we forget ist eine interessante sache aus singapore. für mich persönlich sehr post-ironisch. jemand publiziert post-its mit ratschlägen/lebensweisheiten in der öffentlichkeit, meistens werden flächen benutzt, die gut zum thema passen! man könnte sich anschliessen und positive gut gemeinte ratschläge in hamburg/kassel auf post-its verteilen. auf deutsch. man könnte auch versuchen den herrn aus singapore für unsere bewegung zu begeistern. er hat auch schon eine weitere anhängerin aus new york, anscheinend gefällt es ihm, wenn seine aktion verbreitet wird! was haltet ihr davon?
to do – things we forget, auf twitter, bei facebook und bei flickr.