On-demand Rainbows (next nature)

michael-jones-mckean-rainbow-6-530x353

Der Regenbogen ist ein beliebtes Motiv im postirony-blog. Das beginnt schon mit dem postironischen Manifest. Warum eigentlich? Geht es dabei um die Wahrnehmung (oder die Einbildung) des Erhabenen? Die enthusiastischen Reaktionen auf den Double Rainbow legen die Vermutung nahe. Für Immanuel Kant war das Sublime die „Erhebung“ über die Sinnlichkeit, für Schiller der „Ausgang aus der sinnlichen Welt“. Und nach Adorno tritt angesichts des Erhabenen „das Ich, geistig, aus der Gefangenschaft in sich selbst heraus“ – »Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!« (Ästhetische Theorie. Ges. Schriften Bd. 7, 1970, S. 410)
Was ich dazu bei nextnature.net gefunden habe, zeigt einen ganz wunderbar postironisch pragmatischen Umgang mit dem Erhabenen: „On-demand Rainbows“

Manufactured Rainbows

Why wait for old nature to give us rainbows when we have so many ways of making our own? The image above shows solar-powered installation that uses recycled rainwater to create on-demand rainbows in Omaha, Nebraska.

But if you need something more mobile this is also an option. The video above shows a guerilla style drive-by rainbow graffiti.


Or what about a portable rainbow for when you need some color on the move?

via http://www.nextnature.net/2011/05/manufactured-rainbows/

The Tree of Life

will 2011 finally be a Malick year?

Synopsis:
 From Terrence Malick, the acclaimed director of such classic films as Badlands, Days of Heaven and The Thin Red Line, The Tree of Life is the impressionistic story of a Midwestern family in the 1950’s. The film follows the life journey of the eldest son, Jack, through the innocence of childhood to his disillusioned adult years as he tries to reconcile a complicated relationship with his father (Brad Pitt). Jack (played as an adult by Sean Penn) finds himself a lost soul in the modern world, seeking answers to the origins and meaning of life while questioning the existence of faith. Through Malick’s signature imagery, we see how both brute nature and spiritual grace shape not only our lives as individuals and families, but all life.

Watchlist: Jeffrey Augustine Songco


“GayGayGay Robe”


“Sketches for protest signs”

Jeffrey Augustine Songco bereitet gerade seine Ausstellung vor und hat schon ein paar wunderbare Skizzen für Protestschilder gemalt – die sich natürlich auf die absurden Hassbilder der Westboro Baptist Church beziehen.

via http://www.rebelart.net/diary/watchlist-jeffrey-augustine-songco/008638/

Postmoderne & Postironie

Während ich @professorbunsen’s Frage, ob noch Postpostmoderne oder schon Postpostpostmoderne ist, mit „Postironie“ beantworte, finde ich dieses rührend postironische Bild in seinem blog. Wunderbar!

Smells like Postirony – Lenas Satellit

Beim Eurovision Song Contest (der für mich immer noch „Grand Prix“ heisst) hat das Gute gesiegt. Das Gute kommt ausgerechnet aus Hannover, der niedersächsischen Landeshauptstadt, die gemeinhin als unprätentiös, langweilig und hoffnungslos provinziell verschrien ist (zu Recht übrigens, und dieses Image wird von den Hannoveranern durchaus liebevoll gepflegt). Und dass das Gute Lena Meyer-Landrut heisst, ist für die „Zeit“ auch kein Zufall: Das riecht nach deutscher Bodenständigkeit.
Die Wörter, die in den Medien im Zusammenhang mit Lena immer wieder fallen sind Authentizität und Natürlichkeit. Ungekünstelt sei sie, frisch, unverdorben, selbstironisch, einfach lovely. Wie einstmals die letzte deutsche Grand-Prix-Gewinnerin Nicole sang: „Ich bin nur ein Mädchen, das sagt, was es fühlt.“
Keine Opernstimme, keine grosse Bühnenshow, keine aufwändigen Kostüme, kein Chichi. Just Love.

Produziert und promoted wurde Lena ausgerechnet von Oberzyniker Stefan Raab („Maschendrahtzaun“), der in den letzten Jahren immer wieder mit ironisischen Persiflage-Auftritten (Gildo Horn, oder „Waddehaddeduddeda“ ) aufgefallen war, um das bierernste Image der Contests aufzubrechen und das biedere Schlagerpublikum zu provozieren. Und er beweist auch diesmal offensichtlich ein exzellentes Näschen für den Zeitgeist. Schon letztes Jahr hatte ja so ein postironisch/selbstironischer Titel gewonnen  ein Märchen: die Sehnsucht nach der unschuldigen ersten Liebe.

Geradezu gegensätzliche Reaktionen löste vor nicht allzu langer Zeit ein anderes deutsches Mädel aus, dass es ganz nach oben schaffte: Helene Hegemann, deren Buch „Axolotl Roadkill“ so wahnsinnig hochgehyped wurde. Und anschliessend von den älteren Herrschaften aus den Feuilletons hingerichtet, eben weil man ihr mangelnde Authentizität vorwarf. (Ich möchte die entsprechenden Herren und Damen dringend bitten, doch mal ganz tief in ihren eigenen Schubladen graben, was sie mit 17 für literarische Ergüsse verfertigt haben.)

Darüber, wie authentisch Lena wirklich ist, und wo genau die Grenze zwischen inszenierter Authentizität und authentischer Authentizität im Bühnengewerbe und der Medienwirklichkeit unserer Zeit liegt, liesse sich wohl trefflich streiten (gerne auch hier im Blog). Aber die Art und Weise, wie Lena praktisch europaweit auf offene Ohren bei Publikum, Jurys und Medien stösst, zeigt in meinen Augen einen mächtigen Überdruss am kommerziell-medialen, auf Äusserlichkeiten fokussierten, kalkuliert vorproduzierten Abziehbild und eine ganz grosse Sehnsucht nach einer neuen Lenahaftigkeit.

All I Need (Air, Video by Mike Mills, 1998)

Zum Wochenende ein Oldie von Mike Mills aus dem Jahre 1998. Neben Musicclips für Air, Moby und Yoko Ono hat er  u.a. an der Grafik für die Covers von Beck, Sonic Youh und  Beastie Boys gebastelt. 2005 folgte mit Thumbsucker (mit Lou Pucci, Tilda Swinton und Keanu Reeves) sein Kinodebut. Momentan produziert Mills seine eigene Poster- und Stoffe-Serie „Humans„.

Das Paradox Schönheit

Beauty. Schönheit. Der Zauber des Alltags. Authentizität. Eine bessere Welt. Will man sich mit diesen „postironischen“ Hintergrundthemen auseinandersetzen, so stößt man schnell auf die Ambiguität, die Dialektik  dahinter, welche in der letzten Hälfte des letzten Jahrhunderts zur Inflation der Ironie selber geführt hat.
Denn, mal ganz ehrlich, wer hier kann sagen was Schönheit ist? Versuchen wir mal eine naive, „ehrliche“ Herangehensweise, nur um sie mit Mut vor die Wand zu setzen.

CC by Flickr User manitou 2121
Durchschnitte aus Hot-or-Not Bildern, CC by Flickr User manitou 2121

Angefangen bei menschlicher Schönheit: Unbestreitbar wohl, dass wir schon naturgegeben eine Vorliebe für bestimmte Geischtsformen und Körperformen mitgegeben bekommen, wie viel kulturelle Prägung da auch immer mit enthalten sein mag, die Grundlage dafür liegt schon in unseren Genen. Als Mann, und weil es hier eindeutigere Forschungserkenntnisse und eindeutigere kulturelle Prägungen gibt, betrachte ich mal das „schöne Geschlecht“. Das weibliche Schönheitsideal setzt sich irgendwie aus dem Durchschnitt  zusammen.
Genau das führte dann aber zu dem „All American“ Schönheitswahn, dessen Gegenthese man im Postironischen Manifest und dem Definitionsversuch lesen könnte. Hand aufs Herz, sind Miss Universe und all die Playmates wirklich schön?
Liest man die begeisterten Blogartikel über Menschen wie Antony Hegarty, merkt man: Genau das ist hier nicht gemeint.
Und dies lässt sich weiterspinnen auf jeden irgendwie gearteten künstlerischen Bereich: Mit Schönheit meinen wir wohl kaum das Glatte, Perfekte, Vollendete. Auch wenn das in Ausnahmefällen schön sein kann. Es wird also klar: „Das Wahre, Schöne und Gute“ existiert in dieser Reinform gar nicht. So wie es kein eindeutiges Wahr und Falsch gibt, kein eindeutiges Gut und Böse, gibt es auch kein eindeutiges Schön und Häßlich. Diese Erkenntnis ist die Ursache der Inflation der Ironie.
Aber was meinen wir, was suchen wir dann, wenn hier von Schönheit geschrieben und geredet wird? „Das Paradox Schönheit“ weiterlesen

Dancing Inmate’s Michael Jackson tribute

sorry, doch noch.. aber bestimmt ironiefrei gemeint. Nur knapp einen Tag nach dem überraschenden Tod des Entertainers hat ein für seine integrativen Choreographietänze bekanntes philipinisches Gefängnis  mit 1500 Insassen eine tänzerisches Tribut an den King of Pop im Gefängnisinnenhof inszeniert.

Alle anderen – postironisches Dilemma

alleanderen

Ekkehard Knörer schreibt in seiner Kritik zum letztjährigen Berlinale Sieger Alle Anderen: „Maren Ade erkundet jede mögliche Gasse und Sackgasse zwischen Ironie und Postironie.

Vielleicht fängt man am besten mit Herbert Grönemeyer an, ausgerechnet. Kürzlich las ich ein Interview, das Jens Balzer mit Antony Hegarty führte, für die Spex. Antony Hegarty – bekannt als Sänger von „Antony and the Johnsons“ – wird derzeit sehr gefeiert als Transgender-Künstler, der Künstlichkeit und Pathos zu bewegenden Songs zu verbinden versteht. Im erwähnten Interview kommt Balzer auf eine Zusammenarbeit Hegartys mit Herbert Grönemeyer zu sprechen (sic!) und Hegarty fragt in aller postironischer Unschuld zurück: Finden Sie Grönemeyer etwa nicht gut? Balzers schriftliche Antwort lautet, aus der Erinnerung, ungefähr: „Hmmm…“

Musik von Grönemeyer ist in einer der dichtesten Szenen von Maren Ades Film „Alle anderen“ zu hören. Es geht um Liebe, ich weiß nicht, wie das Lied heißt, ich finde Grönemeyer ja auch unerträglich. So einfach ist das hier aber nicht. Versammelt sind im Zimmer der Eltern von Chris (Lars Eidinger) die vier Personen, auf die sich – alle anderen aussparend – Maren Ade in aller Radikalität konzentriert. Diese dramatis personae sind: Chris, ein, nach allem was wir erfahren, zwar brillanter, aber wegen Kompromisslosigkeit nicht sehr erfolgreicher Künstler. Seine Freundin Gitti (Birgit Minichmayr), PR-Frau bei der Musikfirma Universal. Die beiden stehen, bis zur Klaustrophobie, im Zentrum des Films. Als Reflektorfiguren eher denn als wirklich gleichberechtigte Spielpartner agieren Hans (Hans-Jochen Wagner), ein kompromissbereiterer Künstler mit sehr viel mehr Erfolg, und seine Freundin Sana (Nicole Marischka), eine offenkundig auch eher gefragte Modedesignerin.

Bei zwei Abendeinladungen begegnen sich die beiden Paare und bei beiden Gelegenheiten werden zuvor in geradezu übergenauen Details latent bleibende Probleme von Chris und Gitti manifest. Sie sprechen hier aus, was ihnen sonst auszusprechen nicht gelingt. Auf hohem Niveau nicht gelingt und immerzu nicht gelingt und teils sehr wortreich nicht gelingt. In gewisser Weise geht es nämlich immerzu um nichts anderes als das: einen Ausdruck zu finden für das, was man empfindet; oder sich im Ausdrücken klar darüber zu werden, wie es einem mit dem anderen eigentlich geht. Darum, weil hier nichts gesagt werden muss, ist die Musik auch so wichtig (mehrfach im Film). In der erwähnten Grönemeyer-Szene facettieren sich die Reaktionsmuster auf aufschlussreiche Weise: Während Sana Grönemeyers sehr direkte und eben auch sehr grobe Gefühlsansprache einfach gut findet (aber weiß, dass sie nicht dürfte) – und Hans Herbert Grönemeyer (und Sanas Reaktion) einfach peinlich ist („Folter“), sieht man Chris und Gitti genau in jener unentschiedenen Mittellage der Gefühle zwischen Ironie und Postironie, die auch ihre Beziehungs- und Streitkultur bestimmt. Sie finden es, kurz gesagt, eher arrogant, ihr Wissen darum, dass Grönemeyer peinlich ist, gegenüber Sana zum Ausdruck zu bringen und verachten deshalb eher Hans, auf dessen Seite sie geschmackshalber eigentlich stehen.

Die beiden sind Virtuosen des Spielerischen, des Nicht-Ganz-Ernstnehmens, des Verlagerns ihrer Gefühle und Probleme auf Ersatzobjekte (eine Ingwerwurzel namens Schnappi ist da von einiger Bedeutung). Auf diese Weise verstehen sie sich gut, können aber selbst nie so genau sagen, ob man sich auf diese Weise überhaupt wirklich verstehen kann. Wie zum Beispiel kann man sich ironisch streiten? Und wie sagen, was man meint, ohne immer die Ausflucht offenzuhalten, dass es so ja gar nicht gemeint war? Und wie gelangt man zu einem postironischen Ernst, ohne auf die Grobheiten des exemplarischen Gegenpaars Sana und Hans zurückzufallen? Lässt sich gar – und das ist eine Frage, die nicht nur das Paar, sondern unweigerlich auch den ganzen Film betrifft – mit einem postironischen Pathos von all diesen Verwicklungen dann ganz direkt wieder so singen, wie das Antony Hegarty gelingt?

Dies zu tun, also noch einmal eine andere Verständigungsebene zu finden, das gelingt Chris und Gitti nicht. Darum hat der Film auch ein offenes Ende. Und weil auch Maren Ade aus dem postironischen Dilemma keinen anderen Ausweg findet, als den, aber auch jede mögliche Gasse und Sackgasse zu erkunden, bleibt „Alle anderen“ zwar eine hoch virtuose Angelegenheit, zu der überdies Birgit Minichmayr als Gitti hinzutut, was sie an schauspielerischem Herzblut zu bieten hat. Hinaus aber aus dem ewigen Kreisen und Schwanken und der passiv-agressiven Ironie dieses Lebens findet der Film nicht. Er ist eine ungeheuer genaue und geduldige und darum immer wieder faszinierende Diagnose von Befindlichkeiten, deren sozialer und ästhetischer Ort genau angebbar ist. Man kann das „Alle Anderen“ zum Vorwurf machen – muss dabei aber schon selbst sagen, von wo aus genau man selbst blickt oder spricht.
Quelle: Filmzentrale