Das Schweizer Künstlerduo Com&Com (Marcus Gossolt/Johannes M. Hedinger), einst selbst durch ironische Zitatwerke bekannt geworden, rief für 2009 das Jahr der Postironie aus und formulierten im 1. postironischen Manifest erste Thesen für eine neue Bewegung und Stil. Diese Thesen möchten sie nun, unter anderem in diesem Blog und diversen Lehrveranstaltungen/Workshops zur Debatte stellen. Ziel ist es, zu einer breit abgestützten Diskussion und Produktion anzuregen, auch über das Feld der Künste hinaus.
Dieser Blog startete im April 2009 mit dem Projektseminar an der Universität Hamburg und wurde 2011 mit dem Seminar „Postironische Kunstpraxis in der Generation C“ an der Universität Köln weitergeführt. Dazwischen fanden zudem kleinere Workshops an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, der Hochschule der Künste HKB Bern und der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich statt. Zu dem Studentenprojekten, siehe UNIVERSITY.
Unter POSTIRONY finden sie einige erste Definitionsversuche, unter TEXTS ein paar längere Texte zum Thema und unter ART&PROJECTS einige Kunstwerke und Aktionen von Com&Com im postironischen Stil.
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Die Finanzkrise war nur der Sargnagel: nach dem Jahrzehnt der Dekadenz (Sloterdijk) ist die Wiederentdeckung des Einfachen und das Comeback des Realen nicht mehr von der Hand zu weisen. Nachhaltigkeit und Social Responsibility sind keine leeren Worthüllen mehr. Emotionalität, Authentizität, Wirklichkeit und Wahrheit heissen die neuen Leitsterne. In aller Ernsthaftigkeit wird ein neuer romantischer Geist wiederbelebt, die Sehnsucht nach dem Schönen. Die Menschen haben wieder Hoffnung, glauben an die Zukunft und träumen von einer Utopie 2.0.
Postironie verstehen wir als Übungsfeld und Entwurf für eine Welt, in der sich eine neue vereinte globale Kultur und ein weltoffenes Stammessystem zu formieren beginnt, in der Gattungen gemischt und Ordnungen durchbrochen werden. Für uns steht Postironie für Wandel und Hoffnung auf eine bessere Welt, frei von Zynismus. Für Emotionalität und Mut zum Pathos und grossen Gefühlen. Für ganzheitliche, emotionale wie spirituelle Nachhaltigkeit und Verantwortung. Für Selbstdarstellung, als Individuum, wie in Kollaboration oder Partizipation. Sowie für völlige Vorstellungs- und Gestaltungsfreiheit.
Com&Com, Januar 2009
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Wann werden wir endlich aufhören, uns dafür entschuldigen, romantisch zu sein? Warum nicht gleich? Hier und jetzt? Auf der Stelle. Wir bevölkern die Wüste mit singenden Bäumen und widerspenstigen Amseln. Wir lassen das zynische Lachen hinter uns und zögern nicht länger, naiv zu sein. Das Klischee ist kein Kitsch, es ist einfach schön. Also was meint ihr?
Camille de Toledo, in: Goodbye Tristesse, 2005
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Die ersten Blogeinträge stammen noch hauptsächlich von Studenten und Mitarbeiter des Projektes; der Blog beginnt sich nun aber zusehends zu öffnen und lädt auch Externe zum Diskutieren ein. Möchtest du auch Mitschreiben oder Kommentieren? Du bist herzlich dazu eingeladen! Hier Zugang beantragen.
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The world is more than what it is.