Was ist Postironie? – (Definitionsversuch)

Eine der wenigen Tatsache von universaler (ethischen) Bedeutung in der aktuellen Welt ist die allgegenwärtig wachsende Einsicht, dass es so nicht wirklich weitergehen kann. Was kommt nach der globalen Krise, dem Zusammenbruch der alten Weltanschauung und dem einhergehenden kulturellen Wandel?
Wie viele suchen wir nach Alternativen, nach einer neuen Sprache und neuen Bilder.

Wir verstehen Postironie als Übungsfeld und Entwurf für eine Welt, in der sich eine neue vereinte globale Kultur und ein weltoffenes Stammessystem zu formieren beginnt, in der Gattungen gemischt und Ordnungen durchbrochen werden.

Postironie steht für:
– Wandel und Hoffnung auf eine bessere Welt, die weitgehend frei von Sarkasmus und Zynismus ist.
– Emotionalität und Mut zum Pathos und grossen Gefühlen.
– Authentizität, Direktheit und Nähe.
– ein Comeback des Realen, des Einfachen und den Zauber des Alltags.
– die Feier des Lebens, die Schönheit, die Liebe und die Wahrheit.
– ganzheitliche, emotionale wie spirituelle Nachhaltigkeit und Verantwortung.
– das Selbsterschaffen von Leben und Gemeinschaften im Namen der Selbstdarstellung, der Kollaboration und Partizipation.
– völlige Vorstellungs- und Gestaltungsfreiheit.

Wo ist Peter?

Eine wie ich finde sehr nette Flashmob Aktion: einen Menschen schaffen, den „jeder“ kennt und dann über diesen Menschen in Kommunikation mit anderen treten. Irgendwie drück diese Aktion auch zwei natürliche Menschliche Bedürfnisse aus: als Nicht-Star doch wie einer gefeiert zu werden und andererseits von anderen „gebraucht/gesucht“ zu werden, wahrgenommen zu werden.

„Am 07 März 2009 trafen sich knapp 200 Mobber in der Karlsruher Innenstadt um nach Peter zu suchen, der einige Minuten zuvor mit deutlichen Hinweisschilder durch die City geschlendert ist. Das Finale hat dann am Marktplatz stattgefunden .“

eine kleine Geschichte

princess1

Sie wuchs aus einem Tannenzapfen
und sie war schön
reckte und streckte sich
Vögel setzten sich auf sie nieder
einer kroch in ihre Brust
um sich zu wärmen
und sang dabei so schön
sie konnte nicht anders
als ihn hineinzulassen
er sang und die Welt wurde bunt um sie herum
und es regnete Kugeln
und aus ihnen wurden erst Pfützen
dann Teiche
dann die große See
golden war diese Zeit
strahlend
der Himmel fand die Welt so schön
auch er wünschte sich das Leuchten
und er wünschte ganz fest
und ihm wurden die Sterne geschenkt
zwei Sterne fanden Gefallen aneinander
und so rieben sie sich
wurden groß und rot
zeugten viele kleine Sterne
viele Jahrhunderte wuchs so alles
bunt und gold
und alle Lebewesen
und jedes Ding
fand ein anderes
an dem es Gefallen fand
eines Tages
hörte man ein seltsames Geräusch
ein ungewöhnliches Geräusch

postironische Musik

Hier ein weiterer Beitrag zur Reihe postironische Musik:
CocoRosie, habe ich letzte Woche im Kampnagel gesehen. Der Eintrittspreis schmerzte zwar ein wenig aber die Darbietung war der Hammer.  Zwei völlig abgefahrene Stimmen von Operettengesang bis trommelfellzerfetzend und ein Klangkonglomerat aus konventionellen Instrumenten über Harfe bis hin zum Einbau von geräuschemachenden Kinderspielzeugen. Dazu eine, vielleicht noch etwas auszufeilende, Bild- und Videopräsentation im Hintergrund.
Den Titel dieses Liedes fand ich passend 😉


cocorosie – Rainbowwarriors

Altes von der Ironikerin

Vielleicht mal wieder in „Kontingenz, Ironie und Solidarität“ lesen zur Verjüngung des Vokabulars. Beispiel: „Das Gattungsmerkmal von Ironikern ist das Fehlen der Hoffnung auf eine ihnen überlegene Instanz, die ihnen die Zweifel an ihren abschließenden Vokabularien nehmen könnte.“ … (S. 164)
Rorty sei Dank.

Where the hell is Matt?

@steffi und tictac-man: da gibt es meiner Meinung nach ein viel schöneres Beispiel in diese Richtung: “where the hell is matt”, da bleibt der Sponsor auch hübsch im Abspann und macht keine Produktepromo.


Diesem Clip von 2008 vorangegangen ist eine erste Version von 2005 (s. unten) – worauf Matt derart viele Anfragen bekam, dass er sich zur zweiten Version mit Partizipationen in all den zu bereisenden Ländern entschloss.

mehr über Matt und sein Projekt: hier