Authentizität 2.0

schöne Verschränkung von Generation C + Postironie:
Chris Milk’s Musicclip für Arcade Fire! Gib deine Adresse ein und wird Teil. la réalité dépasse la fiction..

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http://www.thewildernessdowntown.com/

2 Jahre später: Ausstellung zur Postironie im Rheinland

2 Jahre nach Ausrufung des postironischen Manifests durch Com&Com zeigt das wiedereröffnete Museum Morsbroich in Leverkusen vom 28. November 2010 – 13. Februar 2011 unter dem Titel „Neues Rheinland. Die postironische Generation“ Arbeiten von 30 Künstlern aus dem Rheinland, die sie als „postironisch“ bezeichnen.

Aus dem Pressetext: „Postironisch, in einem durch Ernsthaftigkeit geprägten künstlerischen Prozess nähern sich die Künstlerinnen und Künstler Themenstellungen, die sich durchaus an ausgewählten Positionen der Moderne orientieren können. In zahlreichen präsentierten Medien – von Malereien, Fotografien, Collagen über Installationen, Skulpturen und Rauminterventionen bis hin zu Video- und Animationsfilmen – folgt die Ausstellung den mannigfaltigen Strategien postironischen Denkens. Obwohl die Werke auf Ironie verzichten, bleiben sie dennoch nicht ohne Humor: Genau an diesem Punkt, an der Trennlinie zwischen Ironie und Humor, entfaltet die Präsentation ihre These von einer neuen künstlerischen Generation im Rheinland.“

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Distanz Verlag in deutscher und englischer Sprache mit wissenschaftlichen Essays von Jörg Heiser, Stefanie Kreuzer und Noemi Smolik, einem Vorwort von Markus Heinzelmann sowie 30 Kurztexten zu den einzelnen künstlerischen Positionen von Autoren aus dem Rheinland (260 S., ca. 130 Farbabb.; 29,00 € an der Museumskasse, 39,90 € im Buchhandel).

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Martin Pfeifle, ROTEMARTHA, 2010, Installationsansicht

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Christoph Schellberg, Crumble, 2010 Keramik

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Luka Fineisen Flutung, 2009 Frischzelle im Kunstmuseum Stuttgart

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Björn Dressler, Magmakammer, 2009

Seminar zur Postironie

Im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks hat der postironische Kopfverband an der Universität Hamburg ein Seminar angeboten. Natürlich ging es dabei um Postironisches. Wir haben mit einer Gruppe von 16 Menschen das postironische Manifest gelesen und diskutiert.

Wir stellten fest, daß ein Manifest selbstbezüglich ist und einen Standort bestimmen möchte. In unserem Fall heißt das, dass das Manifest selbst zum Zweifeln anregen muss. Alle waren sich einig, dass es dies bewirkt, denn es ist soweit Sinn entleert, dass man sich Gedanken machen muss, wo Sinn entstehen kann.

Desweiteren stellten wir fest, dass das postironische Manifest nichts feststellt, also nichts starr festmacht, sondern der Vielfalt und den Möglichkeiten Raum gibt. Dabei passiert es, dass feste Kategorien angelöst werden, aufgelöst werden und Grenzen verschwimmen.

In dieser Bewegung kann Raum entstehen. Raum für: Schönheit, Wahrheit, Liebe. Das zeugen von Schönheit würde dann immer mehr Schönheit zeugen.

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Playing for Change

Anstatt Playing for Change mit Hilfe von vielen Wörtern zu beschreiben, zeige ich euch drei Videos. Das Erste beschreibt das Projekt, Nr. 2 und 3 sind Beispiele! Atemberaubend! (gefunden via anhphan)

Playing For Change Explained from Playing For Change on Vimeo.

War/No More Trouble – Song Around The World from Playing For Change on Vimeo.

Zur Idee der Postironie

Die Finanzkrise war nur der Sargnagel: nach dem Jahrzehnt der Dekadenz (Sloterdijk) ist die Wiederentdeckung des Einfachen und das Comeback des Realen nicht mehr von der Hand zu weisen. Nachhaltigkeit und Social Responsability sollen keine leeren Worthüllen mehr sein. Emotionalität, Authentizität und Wahrheit heissen die neuen Leitsterne.

In aller Ernsthaftigkeit wird zudem ein neuer romantischer Geist wiederbelebt, die Sehnsucht nach dem Schönen. Die Menschen haben wieder Hoffnung, glauben an die Zukunft und träumen von einer Utopie 2.0 – und die ist frei von Ironie und Sarkasmus.

Com&Com, einst selbst durch ironische Zitatwerke bekannt geworden, riefen für 2009 das Jahr der Postironie aus. Am Anfang steht programmatisch das postironische Manifest:

1. Wir leben im postironischen Zeitalter. Ironischer Zweifel ist nur noch zur Lebensart erhobene Unzufriedenheit.
2. Wir beginnen das Verfahren des Zweifelns anzuzweifeln.
3. Die Wahrheit ist nicht länger unbedingt, sondern vorübergehend, wie es dem augenblicklichen Zweck gerade dienlich ist.
4. Die Welt ist mehr als sie ist.
5. Das Alltägliche dient als Versuchsgelände für den menschlichen Geist.
6. Alles ist erfüllt von Zauber und Schönheit.
7. Schönheit kann uns dazu anregen, bessere Menschen zu werden.
8. Aus Schönheit kann Liebe erwachsen.
9. Aus der Liebe folgt Wahrheit.
10. Wir stehen an der Schwelle zu einer wunderbaren Sache: vor der Wiedergeburt unserer Selbsterschaffung. Postironie meint völlige Vorstellungs- und Gestaltungsfreiheit.