Postironie als Beitrag zur Landesverteidigung?

Lesenswerter Artikel in der FAZ: Ironieforschung: Rhetorik als Beitrag zur Landesverteidigung

„Der Text war ursprünglich als Beitrag zu einer Ausschreibung des Rüstungs- und Technologiekonzerns Lockheed Martin eingereicht worden. Der drittgrößte Militärdienstleister der Welt hält an akademischen Einrichtungen regelmäßig nach vermarktungsfähigen Forschungsideen Ausschau. (…)

Graham Burnett, Professor für Geschichte, und Literaturdozent Jeffrey Dolven (…) holten daher in ihrem 750 Wörter langen Ausschreibungsbeitrag eine der schönsten Referenzen der Geisteswissenschaften hervor: die Erforschung des friedensstiftenden Potentials der Sprache. Anstatt zur weiteren Technologisierung der Konfliktaustragung beizutragen, wollten sie die von Lockheed Martin gestellten Mittel in die Verbesserung der Kommunikation investieren. Und da die Ironie Konfliktpotential für Verständigung birgt, schlugen sie die wissenschaftliche Untersuchung der Ironie vor. (…)

„Ironie hat seitens der Forschung noch nicht ausreichend Aufmerksamkeit bekommen“, (…)

Auch Burnett und Dolven laben sich an der „Unendlichkeit der Möglichkeiten“ mit ihrer Forderung nach der Entwicklung sogenannter Irony Kits (Ironie-Sets): Die Wissenschaftler wollen mit ihrer Hilfe den Ironiker anhand von Speichelproben auf frischer Tat überführen.“

Da haben wir es schwarz auf weiss: Postironie ist wichtig für den Weltfrieden. 😉

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Die StudentInnen der Klasse Feldmann bauen sich zur Jahresausstellung der Kunsthochschule Kassel (Spaziergang 2009) ein temporäres Ausstellungshaus, in welchem sie ihre Arbeiten zeigen werden. Postironisch? vielleicht …

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Weiter Informationen: www.spaziergangkassel.de

Dancing Inmate’s Michael Jackson tribute

sorry, doch noch.. aber bestimmt ironiefrei gemeint. Nur knapp einen Tag nach dem überraschenden Tod des Entertainers hat ein für seine integrativen Choreographietänze bekanntes philipinisches Gefängnis  mit 1500 Insassen eine tänzerisches Tribut an den King of Pop im Gefängnisinnenhof inszeniert.

learning to love you more

Ein Klassiker unter den partizipativen Feelgood-Projekten hat  nach sieben Jahren die Pforten geschlossen. Über 8000 Leute haben seit 2002 beim Projekt „Learning to love you more“ teilgenommen. Die Website wird weiter als Archiv bestehen bleiben, zudem ist vor zwei Jahren ein Buch mit einer Auswahl der Contributions erschienen.
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Die beiden Künstler Harrell Fletcher und Miranda July stellten ungewöhnliche Aufgaben wie: Fotografiere Deine Eltern, während sie sich küssen. Schreibe fünf Dinge auf, die sich 1984 ereignet haben. Oder: Mach ein Blitzlichtfoto unter deinem Bett. Das schmeckt natürlich ein bisschen nach lieblichem Reanimationsversuch von radikalerem Fluxus und Konzeptkunst aus den 1960/70ern, einem therapeutischen Blick durch die rosarote Brille. Einem elitären Kunstbegriff wird „Jeder ist ein Künstler“ zugehaucht. Jedoch man kriegt die Kurve. Denn was dem Projekt und den Künstlern dahinter sicher nicht fehlt, ist Humor. In Miranda Julys vielseitigem Schaffen als Medien- und Performancekünstlerin liegen Tragik und Komik nie weit voneinander entfernt. Die besten Momente im Buch und Website sind jene, wo sich übersteigerte Ernsthaftigkeit in ihr Gegenteil verkehrt. Mit Spieltrieb, Humor und Kunst das Leben besser auszuhalten lernen – sicher eine der empfehlenswertesten Selbsthilfegruppen.

Assignment #63: Make an encouraging banner
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